Brüderschaft der Völker - Historie und Highlights

Amnesty International

Die 1982 in der Aschaffenburger Amnesty Gruppe von Egbert Michael Narloch eingebrachte Idee „mit ausländischen Mitbürgern ein Fest zu feiern“ fand sofort Zuspruch  und wurde 1983 in die Tat umgesetzt. Die Amnesty International Mitglieder einigten sich auf den Namen „Brüderschaft der Völker“

 

Werner Wunderlich

Für eine solche Veranstaltung sind wichtige Vorraussetzungen zu erfüllen. Genehmigungen für den Veranstaltungsort, Toiletten, rotes Kreuz, Strom, Wasser und vieles mehr. Michael Narloch fand 1983 in Werner Wunderlich vom Kulturamt der Stadt Aschaffenburg einen Gleichgesinnten für ein solches Vorhaben und die Entwicklung des Festes.

Dieser Werner Wunderlich war ein Glücksfall, er blieb 26 Jahre lang der Manager des Festes und erster Fürsprecher bei der Stadt für diese neue Art friedlichen Zusammenseins von Mitbürgern am bayrischen Untermain. Das Fest fand durch ihn – langsam aber sicher – Eingang in die Herzen der politischen Stadtprominenz. Danke Werner!

 

Pfaffengasse

Vom Kulturamt der Stadt Aschaffenburg erhielten wir die Erlaubnis am 10. Juli 1983 in der Pfaffengasse, im Schulhof der Fachoberschule, das erste Fest zu gestalten. Griechische Gemeinde, italienischer Kulturverein, türkischer Arbeiter- Jugend und Sozialverein und ein deutscher Getränkestand sorgten für die Verköstigung. 1.200 Besucher erfreuten sich am kulinarischen Angebot bei fränkischen Mundartliedern, griechischem Sirtaki, iranischem Saturspiel, italienischen Volksliedern, kurdischer Folklore, spanischem Flamenco, türkischem Volkstanz, rumänischem Geigenspiel und einem internationalem Kinderzirkus. Die problemlose Zusammenarbeit, die friedliche Atmosphäre zwischen Besuchern und Akteuren, die internationale Stimmung und das fröhliche Publikum ließen den italienischen Mitstreiter Oswaldo Scaccia beim gemeinsamen Abbau in der Nacht den Wunsch formulieren: „Das war ein tolles Feset! Wollen wir das nächstes Jahr wiederholen?“

 

Spielfest des Deutschen Sportbundes

Der Deutsche Sportbund wollte Menschen an mehr gemeinsamer Bewegung begeistern. Das dafür angekündigte Spielfest wurde 1984 und 1985 für Aschaffenburg vom Kulturamt, das gleichzeitig das Sportamt war, auf dem Volksfestplatz verantwortlich organisiert und unser Fest „Brüderschaft der Völker“ integriert. Eine neue interessante Erfahrung: Sport und Kultur im fairen Wettbewerb. Nach zwei Jahren Beteiligung unsere einhellige Meinung: „Das sportliche Angebot ist zu dominierend, da gehen wir unter!“

 

Löwentanz

1984 präsentierte Familie Son aus Vietnam, ehemalige Bootpeople, erstmals den asiatischen Löwentanz. Die exotischen Löwenattrappen waren Erinnerungsstücke aus der Heimat des Tanzlehrers. Faszinierte Besucher bestaunten diese gekonnte andersartige Höchstleistung dieser Tänzer unter den Löwenattrappen.

 

Candela

In den siebziger Jahren waren sie eine der ersten Salsa Bands in Europa und wohl die erste Gruppe in Deutschland, die sich dieser Musikrichtung verschrieben hatte. Von Hamburg bis Zürich und von Amsterdam bis Ibiza war Candela auf den bekanntesten Bühnen und Open Air Festivals in Europa zu Hause. Sie gastierten als Vorgruppe bekannter Latino-Stars wie Tito Puente, Celia Cruze, Mongo Santamaria, Ismael Quintana, Eddie Palmieri u. a. Auf unserem Fest 1985 spielten sie lateinamerikanische Musik, die in den Kopf und die Beine geht mit solcher Begeisterung, dass viele Menschen im Publikum rhythmische Bewegung nicht unterdrücken konnten.

 

Nilkheimer Park

1986 wurde unserem Fest der Nillkheimer Park zur Verfügung gestellt. Hier fühlten wir uns sofort wohl. Es gab jedoch Schwierigkeiten bei der Anlieferung, mit Parkmöglichkeiten, bei der Busverbindung, besonders für nicht motorisierte Menschen und die Gefahrenquellen durch den regen Verkehr auf der Nilkheimer Straße. Diese Schwierigkeiten brachten Unzufriedenheiten, daraus entstand bei den teilnehmenden Gruppen die Formulierung: „Das Fest gehört in die Mitte der Stadt, auf den Volksfestplatz!“.

 

Siks

1986 luden wir Asylbewerber „Siks“ vom indischen Subkontinent ein unser Fest mit kulinarischen Spezialitäten zu bereichern. Notwendige asiatische Gewürze wurden in Frankfurt besorgt und köstliche Gerichte angeboten. Als alle Produkte verkauft waren, die Nachfrage jedoch nicht enden wollte wurden ausgewählte Blätter von Bäumen des Nilkheimer Parks ausgesucht, gewürzt und in der Friteuse zu Chips verarbeitet. Ein schmackhaftes reines Naturprodukt nach indischem Rezept, mit Blättern von deutschen Bäumen, von Männern mit Turban und Bart.

 

Volksfestplatz

Endlich 1989 hatten wir unsere „Heimat“ gefunden, den Volksfestplatz. Er wurde später zum 20sten Jubiläum von Michael Narloch als Völkerfestplatz bezeichnet. Diese Bezeichnung hat sich inzwischen für unser Fest etabliert.

 

Hamza

1989 begann Hamza Wasfy aus Ägypten auf unserem Fest Falafel anzubieten und brachte die erste Bauchtanzformation auf unsere Bühne. Mit seinem weißem Kaftan und seiner „Takeya“ dem weißen Gebetskäppchen tanzte er auch gekonnt in der Gruppe mit. An der Kasse vor seinem Essensstand ist die Shisha, Wasserpfeife arabischen Ursprungs, zu seinem Markenzeichen geworden und bis heute Anziehungspunkt für Liebhaber dieser Komponente des Rauchens. Hamza bleibt drei Tage und Nächte durchgehend auf dem Völkerfestplatz und bewacht nachts die Aufbauten aller Teilnehmer. Wer von den Helfern oder Organisatoren zu ihm kommt wird stets kostenlos verpflegt und seine Falafeln sind sehr beliebt.

 

Stadthalle

Der Wunsch vieler Vereine war es, die Folkloredarbietungen von unserer Open Air Bühne einmal wetterunabhängig als Indoor-Veranstaltung durchzuführen. Am 11.01.1992 war es dann soweit. Der erste Folkloreabend mit sieben Nationalitäten fand in der Stadthalle statt. Auf der Bühne tanzten, sangen, musizierten Deutsche, Griechen, Italiener, Kroaten, Kurden, Spanier und Türken. Die Zuschauer saßen im Trockenen und waren begeistert von den dargebotenen Beiträgen. Durch das gemeinsame Programm wurde außerdem das Gemeinschaftsgefühl der Akteure untereinander gestärkt.

 

Lieselotte Funke

Lieselotte Funke, war von 1981 – 1991 die erste weibliche „Ausländerbeauftragte der Bundesregierung“. 1992 war sie zu Gast auf unserem Fest. Ihr Vortrag mit anschließender Diskussion machte die ungelösten Probleme aber auch die bereits erzielten Verbesserungen der Lebenslagen besonders der türkischstämmigen Mitbürger deutlich. Aufgrund ihres Engagements für die in Deutschland lebenden Türken wurde sie in der Presse als „Engel der Türken“ bezeichnet.

 

Nationalfahnen

Wir hatten von Anfang an Nationalfahnen an den Ständen. Sie sollten den Besucher informieren, welche Nationalität dieser Verein repräsentiert. Um so erstaunter waren wir als 1993 von den Migrantenorganisationen plötzlich der Einwand formuliert wurde: „Die Nationalsymbole wirken wie territoriale Grenzen.“ Seitdem wird das Heimatland der Vereine nur noch durch Schriftzüge kenntlich gemacht.

 

ARTA

1993 waren wir alle überrascht von der Musik der Asylbewerber aus Togo. Bis heute ist ARTA ununterbrochen fester Bestandteil des Festes. Was keiner voraus sehen konnte, es folgten Auftritte auf dem Afrika-Karibik-Festival, im Colossaal und bei vielen städtischen Integrationsprojekten. Afrikanische Lebensfreude als echte Bereicherung in Aschaffenburg.

 

Ignatz Bubis

1994 wurde Ignatz Bubis, seit 1992 Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, als Redner auf unser Fest eingeladen. In seinem Vortrag wurde deutlich, er wolle sich gegen die Abgrenzung von Deutschen und Juden einsetzen. Er wollte sich dafür engagieren, dass die Menschen sich besser kennenlernen können und somit besser miteinander umgehen können. In der Presse wurde er als Missionar eines toleranten Zusammenlebens von jüdischen und nichtjüdischen Deutschen, von türkischen und kurdischen, albanischen und serbischen Mitbürgern beschrieben.

 

Kuhle Wampe / KOMMZ

Der zentrale Getränkestand ist natürlich jedes Jahr Treffpunkt für alle Besucher. Hier werden Wasser, Limonade, Apfelsaftschorle und Bier ausgeschenkt. Die teilnehmenden Gruppen haben vereinbart, diese Produkte nicht auf eigene Rechnung anzubieten. Bewirtschaftet wird der Getränkestand ehrenamtlich. Bis 1994 vom Motorradclub „Kuhle Wampe“ und seit 1995 von der KOMMZ-Gruppe. Durch den Alleinverkauf dieser Getränke und die ehrenamtliche Arbeit der KOMMZ-Gruppe wird jährlich ein Überschuss erwirtschaftet, der an humanitäre Projekte und Initiativen auf der ganzen Welt gespendet wird. Projekt-Vorschläge werden in den Vorbereitungstreffen vorgestellt, diskutiert und ausgewählt.

 

Witney Housten

Im Jahr 1998 kam es zu einer Terminüberschneidung. Das Fest und ein Auftritt von Witney Housten sollten am gleichen Wochenende statt finden. Mit 9 zu 8 Stimmen entschied der Stadtrat, dass das Konzert des Weltstars an diesem Wochenende statt finden sollte. 30.000 Besucher kamen zu ihrem Konzert auf dem Volksfestplatz. Ein Ersatztermin konnte von den vielen verschiedenen Gruppen nicht gemeinsam realisiert werden. Schweren Herzens wurde deshalb der Verzicht auf die Ausrichtung des Festes beschlossen. Wir feierten im kleinen Kreise bei Hamza privat „Brüderschaft der Völker“. Positiver Nebenerffekt war, dass wir das ganze Jahr über Werbung durch Leserbriefe hatten, die das Fehlen des Festes bedauerten.

 

Odenwald Pipes und Drums

Unter Schirmherrschaft der Schottlandvereinigung des Odenwaldkreises entstand eine Gruppe Pfeiffer und Trommler aus dem Raum Odenwald, Darmstadt und Aschaffenburg. In der Folgezeit wuchs die Gruppe zu einer Dudelsackband nach schottischem Vorbild heran. Sie tragen seit jeher den Tartan, das sogenannte Schottenmuster des Clans der MacLead of Harris, auf dem Kilt.

 

Oberbürgermeister Klaus Herzog

Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2000 ist unser Oberbürgermeister Klaus Herzog regelmäßig auf unserem Fest präsent und seit 2010 Schirmherr der Veranstaltung. In seinen Grußworten betont er überzeugend den großen Wert der Vielfalt und das friedliche Zusammenleben in dieser Stadt mit inzwischen mehr als 130 verschiedenen Nationen. Ein wahrer Willkommens-Oberbürgermeister.

 

Perth

2001 sandte unsere Partnerstadt Perth in Schottland die Band Perthshire Brass als musikalische Botschafter nach Aschaffenburg. Durch den Freundeskreis Perth präsentierte sich die Band auch auf unserer Bühne. Für die mitreißende internationale Musik ernteten sie begeisterten Beifall.

 

Tanoura-Tanz

2001, es war schon dunkel auf dem Platz, das Schloss als Kulisse, da trat ein Tänzer namens Nino Bondok auf. Er drehte sich elf Minuten lang ohne Wackler und ohne Pause in wahnsinniger Geschwindigkeit wie ein Derwisch. Sein mehrstufiger farbiger Rock wechselte im Scheinwerferlicht die Höhe bis dieser im zeitweise die Sicht nahm. Er bekam Kissen zugeworfen, die er auffing und später präzise zurück warf, immer im schnellsten Drehtempo. Diese Meisterleistung hieß „Geburt der Erde“ und faszinierte alle Anwesenden. Hamza hatte diesen Tanoura-Tänzer eingeladen und uns damit eine Gänsehaut-Darbietung beschert.

 

Tanzlehrer für indisch-nepalesische Tänze

2002 kam ein Besucher auf das Fest und fragte ob es für seine Gäste aus Nepal und Indien eine Auftrittsmöglichkeit gab. Es waren Lehrer für klassischen inidsch-nepalesischen Tanz. Diese Überraschung kam bei den Besuchern großartig an. Geschminkt mit Kastenzeichen, unter langhaarigen Perücken und in traditionellen Kostümen bewegten diese kleinen Männer ihre Körper bis in die Fingerspitzen so grazil zu klassischer Musik aus ihren Ländern, dass nicht nur Kinder zweifelten und Tänzerinnen vermuteten. Ein Augenschmaus vor der Kulisse des Aschaffenburger Schlosses und lohnendes Objekt für alle Fotografen.

 

Begegnungen

Es gab Anfang des neuen Jahrtausends eine Main Echo-Artikelserie unter dem Titel „Begegnungen“. Darin wurden Aschaffenburger Mitbürger mit Migrationshintergrund über ihr Leben in der Stadt interviewt. Die Aussagen und Portraits wurden bei einer Ausstellung im Lichthof des Rathauses präsentiert. Eröffnet wurde die Ausstellung 2003 im Vorfeld des 20jährigen Jubiläums des Festes.

 

Kinderkulturkarawane

Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen (Straßenkinder, Kinderarbeiter, Kriegs- und AIDS-Weisen, Geflüchtete, Leben in Armut, Gewalt und Drogen) lernen in den Projekten über kulturelle Arbeit Würde und Selbstbewusstsein zurück zu gewinnen und können neue Perspektiven entwickeln. Diese von der UNESCO ins Leben gerufenen Kinderkulturkarawanen bringen das Einstudierte in ihrer Muttersprache als Botschafter ihrer Heimat weltweit zum Einsatz. Seit 2005 versucht das Nord-Süd-Forum jährlich eines dieser Projekte nach Aschaffenburg auf das Fest einzuladen. Betreuung und Unterkunft in Aschaffenburg wird ebenfalls vom engagierten Team des NSF gestemmt. Bisher wurden folgende Darbietungen präsentiert: 2005 Troup Hakili So aus Burkina Faso mit dem Motto 2011 Teatro Trono aus Bolivien 2012 Danceholic Project Crew aus Kolumbien 2013 Rainbow House of Hope aus Uganda 2014 Big Mama Laboratorio aus Argentinien

 

Amarbek Dimaev

Im Jahr 2000 floh Amarbek Dimaev vor dem Krieg aus Tschetschenien. Gegen Heimweh und Einsamkeit hilft seither sein Akkordeon. Das Instrument ist Zeuge von Fast 100 Jahren Krieg und Vertreibung im Kaukasus, gehörte einst seinem Vater Ulmar Dimaev und wurde unter seinem Vater zu einem Symbol für ein friedliches Tschetschenien. Die Rückkehr in sein vom Krieg gebeuteltes Land fürchtet Dimaev jedoch. 2005 hatte er seinen ersten Auftritt auf dem Fest. Der Klang seines besonderen Akkordeons weckte sofort die Aufmerksamkeit der Besucher. Nach einigen musikalischen Kostproben gesellte sich spontan der junge Türke Erdem Pancarci mit seiner Daburka (Trommel) zu dem einsamen Mann auf die Bühne und gab gekonnt die rhythmische Begleitung. Eine Freundschaft die heute noch Bestand hat.

 

Bertelsmann Stiftung

2007 hat Oberbürgermeister Klaus Herzog bei einem Kongress der Bertelsmann-Stiftung zum Thema Integration das Angebot genutzt mit Unterstützung der Stiftung einen Integrationsleitbild-Prozess zu initiieren. Als das Programm in Aschaffenburg vorgestellt wurde, war das Fest schon fester Bestandteil in den Unterlagen. Viele Vertreter der teilnehmenden Gruppen haben sich am Prozess beteiligt und in mehreren Workshops zum Thema Integration in Aschaffenburg gearbeitet. Das Ergebnis ist das Integrationsleitbild der Stadt Aschaffenburg.

 

Party an den Ständen

Bis 2006 hatten wir an allen drei Festtagen ein Bühnenprogramm bis zum Schluss. Während der Auftritte war vereinbart, an allen Ständen keine Musik zu spielen. Bei eigener Musik mit ihren Landsleuten und Freunden zusammenzusitzen, das vermissten die Vereine. So wurde 2007 am Samstag ab 22:00 die „Party an den Ständen“ als fester Programmpunkt integriert. Eine wunderbare atmosphärische Ergänzung des Festes mit tollen Überraschungen.

 

Fremde wurden Freunde

Um die einzigartige, harmonische und völkerverbindende Atmosphäre unseres Festes treffend zu beschreiben, nimmt man am besten die Aussage von Michael Narloch anlässlich des 25jährigen Jubiläums „Vor 25 Jahren feierten Fremde ein Fest – heute feiern Freunde ein Fest“. Das ist die vertrauensvolle Basis mit der unser Fest seinem Namen alle Ehre macht. Brüderschaft der Völker heißt im Sinne der Veranstalter auch gleichzeitig: „Gemeinsam gegen Fremdenfeindlichkeit“.

 

Miskolc

2008 gelang es dem ungarischen Freundeskreis, eine der besten ungarischen Folkloregruppen „AVAS“ aus unserer Partnerstadt Miskolc für einen Auftritt zu gewinnen. Aschaffenburg war für AVAS Zwischenstopp auf dem Weg nach Paris zu einem internationalen Folklorefest. Ihre Darbietung in original ungarischer Tracht, zu feuriger Musik, temperamentvoll und mitreißend, war ein lebensfroher Höhepunkt.

 

Stadtjugendring Aschaffenburg

2010 übernahm der Stadtjugendring Aschaffenburg die Organisation des Festes. Werner Wunderlich ging 2007 in Rente. In den Jahren 2008 und 2009 organisierte Hille Blum vom Kulturamt das Fest zusätzlich zu ihren anderen Aufgaben. Eine tolle Leistung, für die ihr die teilnehmenden Gruppen sehr dankbar sind. Die Skepsis der Vereine gegenüber dem Stadtjugendring war am Anfang groß. Jede Veränderung verunsichert erstmal, birgt aber auch neue Chancen und Möglichkeiten. Doch der SJR und die vielen Jugendverbände, deren Dachorganisation er ist, hatten viele neue Ideen und Potentiale und brachten diese sofort mit großer Begeisterung ein. Das Fest wuchs und wuchs. Eine tolle Entwicklung setzte ein. Die Skepsis ist längst verschwunden, statt dessen wächst mit jedem Jahr die Anerkennung für die Leistungen des Stadtjugendrings.

 

Denis Goldberg / Ruth Weiss

Die Mädchenrealschule Aschaffenburg wurde 2010 in Ruth-Weiss-Realschule umbenannt. Ruth Weiss, jüdische Wirtschaftsjournalistin und Schriftstellerin, hat 1936 als 12jährige Deutschland verlassen. Vorher war Sie öfter bei ihrem Onkel Löwenthal in Aschaffenburg zu Besuch. In Rhodesien und Südafrika kämpfte sie gegen die Apartheid und machte Bekanntschaft mit Nelson Mandela und Denis Goldberg. Nelson Mandela war 26 Jahre im Gefängnis, sein Mitstreiter Denis Goldberg 22 Jahre. Denis Goldberg war in Aschaffenburg um am 18.07.2010 bei der Namensgebung der Schule die Laudatio für Ruth Weiss zu halten. Der bei dieser Aktion beteiligte Verein AFKA (Afrikanischer Freundeskreis Aschaffenburg) hatte Denis Goldberg von unserem Fest erzählt. Aus spontaner Begeisterung wollte er gerne auf unserem Fest eine Rede halten. Mit großer Freude über diese Bereicherung des Festprogramms luden wir Denis Goldberg auf die Mainbühne ein. Er hielt eine flammende Rede. Das Fest sei genau die richtige Vorgehensweise um Vorurteile abzubauen: Zusammenkommen, in geselliger Runde, zu Plaudern, gemeinsam zu Essen und zu Trinken, bei Musik, Gesang und Tanz. Zum Schluss fragte er uns ob er Nelson Mandela zu dessen 92. Geburtstag am nächsten Tag einen Gruß vom Brüderschaftsfest senden dürfe. Riesiger zustimmender Applaus!

 

Radio Klangbrett

Seit 2010 haben wir eine zweite Bühne. Hier das Programm voll auf die Jugend und ihre Interessen ausgerichtet. Dafür sorgt die jeweils aktuelle Crew von Radio Klangbrett. Sie sind zuständig für Planung und Organisation rund um die Klangbrett-Bühne, suchen Bands und Künstler aus und moderieren selbst.

 

Mirsolav Nemec

Gemeinsam versuchten wir durch überregional bekannte Bands das Fest für mehr Aschaffenburger interessant zu machen. 2010 bereicherte uns die Band „Jaune Toujours“ aus Belgien. 2011 gelang es, den Münchner Tatort-Kommisar Ivo Batic und seine „Miro Nemec Band“ einzuladen. Miro war mit seiner Band ein absolut sympathischer Stimmungsmacher, für den selbst der hartnäckige Regen dieses Tages der Sonne wich. Der gebürtige Kroate brachte nicht nur seine Landsleute zum Strahlen sondern auch das Publikum vor der Bühne zum Singen und Tanzen.

 

Selbstverständnis

Mit der Übernahme der Organisation des Festes durch den SJR waren organisatorische Änderungen notwendig. So wurde mit Vertretern der Stadt, der Vereine und des Stadtjugendrings in mehreren Workshops neben einer Geschäftsordnung zur Durchführung des Festes auch ein Selbstverständnis für das Fest erarbeitet. Das Selbstverständnis ist die Grundlage für die Zusammenarbeit aller beteiligten Gruppen.

 

Zukunfstzelt

Die Bearbeitung von politisch und gesellschaftlich relevanten Themen ist allen am Fest beteiligten Gruppen ein großes Anliegen. Aus diesem Grund entstand bei einem der jährlich zur Planung statt findenden Ideen-Workshops die Idee für eine weitere Kommunikations-Plattform. 2011 wurde das Zukunftszelt das erste Mal realisiert, es bietet die Möglichkeit nachhaltige Zukunftsthemen im interessierten Kreise zu diskutieren und kreative Ideen für Aschaffenburg einzubringen oder zu entwickeln. Es lohnt sich das Zelt und seine Angebote genauer zu studieren, besser noch sich aktiv zu beteiligen. Ehrenamtsabzeichen der bayerischen Landesregierung Im Juli 2012 wurde Egbert Michael Narloch, Gründer des Festes, mit dem Ehrenamtsabzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten ausgezeichnet. In seiner Laudatio würdigte Oberbürgermeister Klaus Herzog die Idee zum Fest „Brüderschaft der Völker“ bereits im Jahr 1983 als Pioniertat im Bereich Integration in Deutschland.

 

Strom und Wasser feat. THE REFUGEES

2013 trat zum ersten Mal die Musikgruppe “Strom und Wasser feat. THE REFUGEES“ auf der Mainbühne auf. Der Liedermacher und Aktivist Heinz Ratz hatte seine bestehende Combo mit Musikern ergänzt die er auf einer Tour durch 80 Asylbewerberunterkünften in ganz Deutschland getroffen hat. Seine Motivation war als Protest gegen das veraltete deutsche Asylgesetz gedacht, zum Beispiel die Residenzpflicht. Für dieses Engagement bekam er 2012 die Integrationsmedaille der Bundesregierung. Damit werden Personen geehrt, die sich durch herausragendes persönliches Engagement in besonderer Weise um Integration verdient gemacht haben. Sogar der englische Sender BBC fand das Projekt würdig eine Dokumentation darüber zu drehen. 2015 war Heinz Ratz mit seiner Band und den Refugees bereits zum dritten Mal zu Gast.

 

Mitbringparty

Die teilnehmenden Gruppen wollen Geflüchtete und Asylbewerber verstärkt unterstützen und dabei helfen sie zu integrieren. Wir beschlossen den Geflüchteten in Aschaffenburg das Angebot zu machen unser Fest zu besuchen und sich eventuell auch zu engagieren. Dafür luden wir sie ins JUKUZ ein. 60 interessierte Geflüchtete folgten unserer Einladung. Die Vereine hatten ein Buffet mit kulinarischen Leckereien ihrer Herkunftsländer aufgebaut, Sprach- und Kulturvermittler des Integrationsmanagements und Kümmerer der Stadt Aschaffenburg halfen bei der Verständigung. Die Kinder malten unter Anleitung Mandalas. Begrüßt und erklärt wurde in mehreren Sprachen und Filme zum Fest dienten zur Einstimmung für die Anwesenden. Es entwickelte sich eine wunderbare Willkommens-Atmosphäre in ungezwungener Atmosphäre.

 

To be continued….